Ochratoxin A – Entwurf einer Revision bisheriger Maximalgehalte und Festlegung von Grenzwerten für weitere Lebensmittel
Ochratoxine sind Mykotoxine, die von verschiedenen Pilzen der Gattungen Aspergillus und Penicillium gebildet werden, darunter z.B. A. ochraceus, A. carbonarius und P. verrucosum. Die Struktur der Ochratoxine basiert auf der Aminosäure L-Phenylalanin, an welche über eine Amidbindung substituierte Dihydroisocumarsäuren gebunden sind. Unter den Ochratoxinen hat Ochratoxin A (OTA) quantitativ und aufgrund seiner Toxizität die größte Bedeutung. Nach einer toxikologischen Neubewertung durch die EFSA werden die in der VO (EG) 1881/2006 geltenden Grenzwerte für Ochratoxin A aktuell revisioniert.
Vorkommen
Ochratoxin A wurde erstmals 1969 aus Mais isoliert. Heute sind neben Cerealien, Bier, Kakao und Kaffee auch Gewürze wie z.B. Paprika, Chili, Schwarzer Pfeffer, Muskatnuss, Koriander, Ingwer oder Curcuma als anfällig für Ochratoxin-bildende Pilze bekannt. Aber auch Gemüse, Früchte, Rosinen sowie Süßholz und Lakritz weisen zum Teil relevante OTA-Gehalte auf.
OTA-Gehalte in tierischen Lebensmitteln können durch belastete Futtermittel entstehen. In bestimmten Käsesorten kann eine Fehlbesiedelung mit Aspergillus- oder Penicillium-Arten während Reife und Lagerung zu OTA-Belastungen führen.
Risikobewertung
Im Juli 2020 veröffentlichte die EFSA eine Neubewertung des Risikos durch die Kontamination von Lebensmitteln mit Ochratoxin A (OTA). Der EFSA lagen dazu neuere toxikologische Studien und neue Erkenntnisse zum Vorkommen von Ochratoxin A-Derivaten (maskierte Mykotoxine) vor, die mit den etablierten Analysenmethoden für Ochratoxin A nicht erfasst werden. Auf dieser Basis stuft die EFSA genotoxische Eigenschaften von Ochratoxin A als wahrscheinlicher ein und bewertet aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes das Risiko durch eine Ochratoxin A-Exposition anhand des Margin of Exposure (MoE). Dieser Sicherheitsabstand zwischen dem toxikologischen PoD (point of departure) und der täglichen Aufnahmemenge sollte für genotoxische Verbindungen mindestens 10.000 betragen, liegt bei OTA jedoch für viele Konsumentengruppen deutlich niedriger.
Gesetzliche Bestimmungen
Die Europäische Kommission hat daher im Oktober 2020 Vorschläge für eine Reduktion der OTA-Grenzwerte in bestimmten Lebensmitteln sowie für neue Grenzwerte in weiteren Lebensmitteln vorgelegt (DG SANTE: SUGGESTED POSSIBLE NEW AND REVISED MAXIMUM LEVELS FOR OCHRATOXIN A (OTA). Die wohl gewichtigste vorgesehene Änderung für Produkte auf Basis getrockneter Kräuter ist die Einführung eines Grenzwertes von 10 µg/kg für getrocknete Kräuter, Tee sowie Kräuter- und Früchtetees.
Ausgenommen bleibt davon Süßholzwurzel, für die weiterhin ein Limit von 20 µg/kg gilt.
Neuerungen sind unter anderem auch die Erstreckung des bisher nur für Pfeffer, Ingwer, Muskat und Curcuma geltenden Grenzwertes auf alle Gewürze (weiterhin mit der Ausnahme von Capsicum) und Grenzwerte für Gewürzmischungen, verschiedene Samen und Kakaopulver.Die von der Kommission durchgeführte Stakeholder-Konsultation dazu endete am 1. Dezember 2020, so dass in Kürze mit einer Umsetzung als Amendment zur Verordnung (EC) 1881/2006 zu rechnen ist. Da die Vorschlagswerte „for further consideration“ sind, sind nochmalige Änderungen nicht auszuschließen, dürften aber kaum grundlegender Natur sein.
Tabelle nach: Entwurf der Kommission (10/2020), Suggested and possible new and revised maximum levels for Ochratoxin A
Foodstuffs | Maximum level for furtherconsideration (µg/kg) |
---|---|
"2.2.3 Dried vine fruit (currants, raisins and sultanas)"
to be replaced by:
Dried vine fruit (currants, raisins and sultanas) and dried figs Other dried fruit |
8.0 (10*) 2.0 |
"2.2.4. Roasted coffee beans and ground roasted coffee, excluding soluble coffee" to be replaced by
Roasted coffee beans and ground roasted coffee, excluding soluble coffee |
3.0 (5*) |
Current entry "2.2.5. Soluble coffee (instant coffee)" to be replaced by
Soluble coffee (instant coffee) |
5.0 (10*) |
Current entry "2.2.11 Spices, including dried spices" to be replaced by
All spices including dried spices except Capsicum spp. Capsicum spp. (dried fruits thereof, whole or ground, including chillies, chilli powder, cayenne or paprika) Mixtures of spices |
15 20 15 |
2.2.12 Liquorice (Glycyrrhiza glabra, Glycyrrhiza inflate and other species) 2.2.12.1 Liquorice root, ingredient for herbal infusion 2.2.12.2 Liquorice extract ( 42 ), for use in food in particular beverages and confectionary New entries under 2.2.12 Liquorice 2.2.12.3 Liquorice root placed on the market for the final consumer 2.2.12.4. Liquorice candies |
20* 80* 10 10 |
New entry Dried herbs, tea and herbal infusions |
10.0 |
New entry Sunflower seeds, pumpkin seeds, melon seeds hempseeds, soybeans and processed products thereof |
5.0 |
New entry Pistachios |
5.0 |
New entry Cocoa powder sold to the final consumer or as an ingredient in sweetened cocoa powder sold to the final consumer (drinking chocolate) |
5.0 |
*: aktuelle Werte gemäß Verordnung (EU) 1881/2006, zuletzt geändert durch VO (EU) 2020/1322 vom 23 September 2020
Analytik
Die aktualisierte Sicherheitsbewertung der EFSA und die Vorschläge der Europäischen Kommission dokumentieren die wachsende Bedeutung von Mykotoxinen bei der Prüfung und Bewertung pflanzlicher Produkte.
Ob Arzneimittel, Lebensmittel oder Futtermittel: PhytoLab verfügt über hochempfindliche validierte und akkreditierte Methoden zur Bestimmung von Ochratoxin A mittels HPLC-Fluoreszenzdetektion (FLD) und LC-MS/MS in unterschiedlichsten pflanzlichen Matrices. In diesem Zusammenhang bieten wir auch die Durchführung und zulassungskonforme Dokumentation matrixspezifischer Verifizierungen an, wie sie bei der Zulassung/Registrierung pflanzlicher Arzneimittel und Homöopathika, aber auch bei Novel Food-Verfahren zunehmend gefordert werden.
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Literatur
Verordnung (EG) der Kommission zur Festsetzung der Hochstgehalte fur bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln, Nr. 1881/2006, 19. Dezember 2006 (2006)
EFSA CONTAM Panel (EFSA Panel on Contaminants in the Food Chain): Scientific Opinion on the risk assessment of ochratoxin A in food. EFSA Journal 18(5):6113, 150 (2020), https://doi.org/10.2903/ j.efsa.2020.6113
European Commission: Draft SUGGESTED POSSIBLE NEW AND REVISED MAXIMUM LEVELS FOR OCHRATOXIN A (OTA) AS DISCUSSED IN THE WORKING GROUP “AGRICULTURAL CONTAMINANTS“ IN VIEW OF THIS TARGETED STAKEHOLDER CONSULTATION (October 2020) (2020).
Sievers H: Toxische Wirkungen und Kontaminanten wichtiger Gewürze/Toxic effects and contaminants of important spices. Pharmakon 9. Jg, 4/2021, 313-320 DOI:10.1691/pn.20210034
van den Brand, A.D., Bulder, A.S: An overview of mycotoxins relevant for the food and feed supply chain: using a novel literature screening method. National Institute for Public Health and the Environment, RIVM letter report 2019–0223 (2019), DOI 10.21945/RIVM-2019–0223.